Tourismus-Finanzierung in stürmischen Zeiten: Was geht und was bleibt …

Keine Frage: wir leben in herausfordernden Zeiten – und daran wird sich auch nichts mehr ändern! Krisen sind der neue „Normalzustand“ und sie kommen auch nicht nacheinander sondern gleichzeitig: Flüchtlingsströme – Corona -Krieg – Inflation und – vor allem – das Klima als in sich verwobene und sich wechselseitig verstärkende Abfolge globaler Herausforderungen.

Nur logisch, dass auch die Unternehmens-Finanzierung von derartigen Entwicklungen nicht unbeeinflusst bleibt. Zu unterscheiden ist dabei zwischen kurzfristigen, quasi „symptomlindernden“ Aspekten (zB. Corona-Hilfszahlungen oder staatliche Garantien) sowie dauerhaften und grundlegenden Veränderungen in der Finanzierungs-Landschaft. Von letzteren soll hier die Rede sein.

Der in diesem Zusammenhang wesentliche Begriff heißt „ESG-Kriterien“: ein Kürzel, das für die drei Begriffe „environmental, social und governance“ steht und eine umweltökologische, soziale und ökonomisch ausbalancierte Unternehmensführung als Grundlage der Finanzierbarkeit und Finanzierungswürdigkeit eines Unternehmens versteht. Dieses Kürzel ersetzt zunehmend ein anderes, das Gleiches meint, nämlich CSR (corporate social responsibility) und macht es konkret und greifbar.

Im Kern geht es darum, dass in Zukunft nur mehr solche Unternehmen (optimal bzw. überhaupt) finanziert werden können und wollen, die nachvollziehbare, nachhaltige und messbare Standards in allen der drei oben genannten Aspekte aufweisen. Dahinter stehen machtvolle supranationale Codices etwa von Seiten der EU (SFDR-Kriterien) oder auf globaler Ebene der UNO (sustainable development goals). Klingt nach „Politik“, ist aber längst in der Wirtschaft angekommen und wird zunehmend zum echten Maßstab für Unternehmens-Finanzierung (auf Eigenkapital- und Fremdkapitalgeber-Seite).

Und die Sache ist ernster, als manche glauben wollen. Mit ein bisschen „green washing“ ist es freilich nicht getan: die Latte hängt hier mittlerweile hoch.

Investoren und Financiers erwarten heute nachvollziehbare und beweisbare Antworten auf Fragen wie:

  • Sind konkrete Nachhaltigkeitsziele in der Unternehmens-Strategie verankert und messbar?
  • Gibt es einen jährlichen (neutralen) Ergebnis-Bericht zur Einhaltung von ESG-Kriterien, wie z.B.
  • ökologisch: Wasserverbrauch und – kreislauf, Energieverbrauch und -quellen, CO2 Fußabdruck des Unternehmens in seiner Gesamtheit (Lieferanten-Betriebs-Gäste-Kreislauf), Grad der Bodenversiegelung, …
  • sozial: marktgerechte faire Entlohnung, Geschlechter- und Diversitäts-Förderung, soziales lokales und regionales Engagement des Unternehmens, mitarbeiterorientierte Arbeitsbedingungen (Home Office, Bildungskarenz, Gesundheits-Programme, Aus- und Fortbildungs-Systeme, …)
  • wirtschaftlich (an Nachhaltigkeit ausgerichtete Liefer- und Wertschöpfungsketten, Lieferanten-Screenings; Nachhaltigkeits-Standards bei Bau- und Sanierungsprojekten, Transparenz in der Unternehmensführung und -bilanzierung, Verankerung eines code of conduct für Management und Aufsicht,…)

Größere Hotel-Ketten oder auch Freizeitparks erstellen international längst derartige „ESG-Bilanzen“: ohne diese wäre es international auch kaum noch möglich, überhaupt noch Refinanzierungen bzw. solche mit machbaren Konditionen zu erhalten. Immer wichtiger werden in diesem Zusammenhang auch Siegel und Zertifikate, die gegenüber Anlegern (etwa bei Fonds) diese ESG Konformität untermauern.

Gerade der „Freizeitpark Österreich“ als selbsternannter Tourismus-Weltmeister steht in diesen Belangen mehr denn je im Schaufenster und wohl auch rasch unter Generalverdacht, ist er doch oftmals

  • ökologisch intensiv (vgl. zB. Flächenverbrauch und -versiegelung, Beschneiung, genereller Rohstoff-Verbrauch bei Wasser und Energie, Mobilitätskosten der Gäste, …)
  • sozial nicht gut beleumundet (vgl. das ewige Thema des problematischen Rufs der Branche als guter Arbeitgeber)
  • ökonomisch anfällig und oft intransparent (vgl. die oftmalige Intransparenz in der Unternehmensführung vieler Betriebe oder die oft zitierte „Krisenanfälligkeit“ der Branche etwa am Beispiel der letzten pandemiebedingten Lockdowns)

Offensive Gegensteuerung tut also Not und kann künftig zu deutlichen Erleichterungen für den Betrieb an der Finanzierungs-Front führen, so etwa durch

  • das Erstellen eines kompetenten ESG-Konzeptes für den eigenen Betrieb und dessen messbare Umsetzung
  • die offene und offensive Kommunikation der ESG-Ziele und dadurch erzielter Ergebnisse an alle stakeholder des Betriebes
  • die Bereitstellung dieser Informationen insbesondere auch für die finanzierenden Banken als wichtiger Bestandteil für deren konditionenrelevante Unternehmens-Ratings

Und nein – das ist keine Mode-Erscheinung, die schon wieder „vorbeigehen wird“: ESG ist gekommen, um zu bleiben und wird über kurz oder lang wohl auch verpflichtend werden.

Dann doch besser das Thema gleich richtig und proaktiv angehen im Sinne eines  – wie es in den USA heißt –  „good corporate citizen“.  Auch als Unternehmer:in und Mensch werden Sie sich mit ESG-Konzept NACHHALTIG besser fühlen!

Dr. Martin Schumacher, MET

Dr. Martin Schumacher, MET

Gründer und Geschäftsführer conos gmbh

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