Die Mitte Dezember 2023 von Statistik Austria publizierte, offizielle Nächtigungsstatistik dokumentiert für 2023 die bislang erfolgreichste Sommersaison der Aufzeichnungsgeschichte. Im Gespräch mit Hotel-Unternehmern zeigt sich hingegen: bei weitem nicht jeder Betrieb konnte diesen statistischen Erfolg auch in der Entwicklung seiner eigenen Nachfragezahlen bestätigen.
Nächtigungen sind zugegeben nur eine eindimensionale und verkürzte Betrachtung für den Erfolg der Branche. Dennoch wirft obige Diskrepanz die Frage auf, wie sich der Erfolg 2023 in der österreichischen Sommer-Nächtigungsstatistik im Detail darstellt. Hierzu soll eine Gegenüberstellung mit der Sommersaison 2019 Aufschluss bringen.
Das Nachfrageplus von 1,96 Mio. Nächtigungen bzw. knapp 2,5% von 2023 (80,9 Mio. Nächtigungen) gegenüber 2019 (77,9 Mio. Nächtigungen) verteilt sich tatsächlich sehr ungleich auf Beherbergungskategorien, Bundesländer und Märkte:
Kategorien-Ranking:
- Gewerbliche Hotels, vom 1-Stern bis 5-Stern-Betrieb haben durchgängig an Nachfrage verloren (5-/4-Stern-Betriebe -625.000 Nächtigungen bzw. -2%, 3-Stern-Betriebe -900.000 Nächtigungen bzw. -6%, 2-/1-Stern-Betriebe -146.000 Nächtigungen bzw. -3%). Die gewerbliche Sterne-Hotellerie verzeichnet damit österreichweit einen Rückgang gegenüber 2019 von -1,67 Mio. Nächtigungen.
- Private Pensionen (-15% / -447.000 Nächtigungen) sowie auch Jugendherbergen (-18% / -340.000 Nächtigungen) zählen ebenfalls zu den Verlierer-Kategorien.
- Einen beinahe schon kometenhaften Zuwachs von + 47% bzw. +2,77 Mio. Nächtigungen verzeichneten hingegen die gewerblichen Ferienwohnungen/-häuser. Unter Einbezug der privaten Ferienwohnungen ist dieser Sektor gar um +3,47 Mio. Nächtigungen gewachsen und beherbergt mit insgesamt 17,6 Mio. mittlerweile jede fünfte Nächtigung im Land.
- Darauf folgt der Sektor Camping mit +19% Nächtigungszuwachs bzw. +1,19 Mio. Nächtigungen. Camping repräsentiert 2023 9% der Sommernächtigungen. Auch Schutzhütten konnten um +8% zulegen.
Damit zeigt sich ein sehr dynamischer Nachfragetrend in Richtung Ferienwohnung sowie auch Naturtourismus, während der klassische Hotelmarkt im Sommer 2023 nicht an das Vor-Corona-Niveau anknüpfen konnte. Der Boom der Ferienwohnungen ist zugleich über die gegenüber 2019 verbesserten Regulatorien zur Integration von Airbnb & Co in das Meldewesen zu sehen. Dies spült zusätzliche Zahlen in die Statistik.
Bundesländer-Ranking:
- Führend im Nächtigungsanstieg sind die Bundesländer Vorarlberg sowie Steiermark mit je +7% bzw. je etwa 500.000 Nächtigungen mehr. Absolut am stärksten zugelegt gegenüber 2019 hat das Bundesland Salzburg mit etwa 670.000 zusätzlichen Sommer-Nächtigungen (+5%).
- Auch Oberösterreich (+4%), das Burgenland (+3%) und Tirol (+2%) verzeichnen einen statistischen Zuwachs.
- Rückläufig war hingegen die Entwicklung der Länder Niederösterreich (-3%), Kärnten (-1%) sowie Wien (-1%) gegenüber der Sommersaison 2019.
Der insgesamte Nächtigungsanstieg von 2019 auf 2023 zwischen Mai und Oktober von 2,5% verteilt sich also sehr ungleichmäßig auf die Bundesländer. Überraschend ist dabei besonders Kärnten, welches trotz seines Seen- und Campingschwerpunkts in den statistisch erfassten Nächtigungen noch unter 2019 liegt. Dies mag auch mit der besonderen Unwettersituation im Sommer 2023 in Zusammenhang stehen.
Märkte-Ranking:
Das realisierte, relative Nachfragewachstum wurde gleichsam mit je etwa +2,5% von österreichischer und ausländischer Nachfrage getragen. Wobei die ausländischen Märkte unterschiedliche Trends zeigen:
- Der wichtigste Herkunftsmarkt Deutschland verzeichnet mit +7% einen Nächtigungszuwachs von rd. 2,1 Mio.
- Die Nachfrage der Niederlande stieg um 377.000 Nächtigungen (+9%).
- Den größten relativen Zuwachs verzeichnete jedoch Israel (+37% bzw. + 195.400 Nächtigungen) gefolgt von Polen (+ 34% bzw. + 273.000 Nächtigungen) und der Tschechischen Republik (+28% bzw. + 377.000 Nächtigungen).
- Die absolut größten Nachfrageverluste wurden auf den Herkunftsmärkten Vereinigtes Königreich (- 202.000 Nächtigungen), Schweiz und Lichtenstein (-188.000 Nächtigungen) sowie Italien (- 178.000) realisiert.
Offenkundig wird die weiterwachsende Bedeutung der kontinentalen Nahmärkte mit Schwerpunkt Deutschland sowie osteuropäischer Länder.
2023 ist zusammenfassend also mitnichten ein Sommer wie damals sondern ein Beleg sich verändernder Reisetrends, die sich insbesondere in den nachgefragten Aufenthaltskategorien – auch betriebswirtschaftlich – spürbar auf betrieblicher Ebene niederschlagen.
Mag. (FH) Manuela Wiesinger
Senior Consultant